Mähren von Napoleon
europäische Geschichte in Greifnähe
mein Ausflug
12 / Die Brände von Jiříkovice


GPS: 49.184349N, 16.757418E

12 / Die Brände von Jiříkovice

vorherig weiter

Die Gemeinde Jiříkovice liegt südöstlich vom Žuráň und wird im Norden von der Straße nach Olomouc abgegrenzt. Der Gründer dieser Gemeinde soll ein gewisser Jiří (Georg) gewesen sein, nach dem sie auch benannt ist. Obwohl Jiříkovice nicht stark von den direkten Kämpfen getroffen wurde, diente das Umland der Gemeinde vor der Schlacht als Ausgangspunkt des IV. Korps von Marschall Soult, der von hier aus die Anhöhe von Prace angriff. Während und nach der Schlacht gewährte die Gemeinde außerdem den Verletzten Zuflucht. Hier spielte sich auch eine Begebenheit ab, die unter dem Namen „Brände von Jiříkovice“ in die Geschichte einging.

Flammen für den französischen Kaiser

Am Abend vor der Schlacht kontrollierte Napoleon die Positionen seiner Einheiten. Auf einmal stolperte er in der Finsternis, vielleicht über einen Baumstumpf oder einen schlafenden Soldaten. Ein aufmerksamer Soldat aus seinem Geleit zündete ein Strohbündel an, um seinem Kaiser auf den Weg zu leuchten. Bald gesellten sich weitere Soldaten dazu und hoben mit ihren Waffen brennendes Stroh hoch. Sie brachten Hochrufe auf ihren Kaiser auf. Die Schlacht am nächsten Morgen sollte nämlich genau am 1. Jahrestag der Krönung ihres Kaisers stattfinden. Napoleon würde später ergriffen an diesen Beifall zurückdenken. Die Außergewöhnlichkeit dieses Moments und die Begeisterung der Soldaten waren unbeschreiblich. Das Stroh brannte aber schnell und das Feuer wollte genährt werden. An die Reihe kamen die Strohbündel von den Dächern der Häuser und Scheunen von Jiříkovice. Schon zuvor hatten die französischen Soldaten, die in der Nähe der Ortschaft lagerten und froren, fast alles Brennbare verbraucht, zum Opfer fielen ihnen auch die Fenster und gefällte Bäume. Die hilflosen Dorfbewohner konnten dieses Schauspiel nur traurig aus ihren Verstecken beobachten. Inzwischen waren die Befehle für die morgige Schlacht vervielfacht und an die einzelnen Befehlshaber verteilt worden. Bei Jiříkovice und Telnice sollte das Korps von Marschall Nicolas-Jean de Dieu Soult gegen die Mitte und den linken Flügel der Alliierten ausschwärmen. Soult war der Sohn eines Notars und war seit seinem 16. Lebensjahr bei der Armee. Seine Karriere begann sich erst nach der Revolution vielversprechend zu entwickeln, als Napoleon sein militärisches Talent erkannte. In der Schlacht von Austerlitz befehligte er das größte Armeekorps mit drei Infanterie- und einer Kavalleriedivision.

Ein weiter Ausblick

Ein guter Beobachtungspunkt ist heute die Straße im Norden der Gemeinde, die von Tvarožná nach Jiříkovice führt. Man sieht von hier aus das Tal des Baches Roketnice, wo sich rund um den Žuráň die französische Grenadierdivision versammelte. In östlicher Richtung liegt der Hügel Staré vinohrady. Nördlich, im Gebiet namens „Loučky“ hinter dem Žuráň, sammelte sich die Kavalleriereserve von Prinz Murat. Murat war der Sohn eines Gastwirtes und sollte ursprünglich Geistlicher werden. Stattdessen ließ er sich aber zur Armee anwerben, wo seine Karriere in der königlichen leichten Kavallerie steil emporstieg. Definitiv sicherte er sich seine Stellung durch die Heirat mit Caroline, der Schwester des Kaisers. Er war ein Mensch voller Elan, manchmal mit einem Hang zu theatralischem Auftreten, er war kühn und fast schon aufschneiderisch. Er hatte aber auch Verdienste an der Organisation und Ausbildung der napoleonischen Kavallerie.

Der Schlachtplan des französischen Kaisers

Napoleons Plan war sehr gut durchdacht. Er überließ den Alliierten die vorteilhaften Abwehrpositionen auf der Anhöhe Prace und auf Staré vinohrady. Er rechnete damit, dass die Alliierten die französischen Positionen im Tal des Zlatý-Baches angreifen würden und somit sowieso ihre Stellungen auf den Erhebungen verlassen und zum Bach hinabsteigen müssten, wo sie den Großteil der französischen Kräfte erwarteten. Der linke französische Flügel sollte dann nach Süden abdrehen und aus dieser Position die rechte Seite der gegnerischen Armee angreifen, welche er in Richtung zum III. Armeekorps von Marschall Davout abdrängen sollte. Dieser würde in der Zwischenzeit aus Rajhrad herannahen und sich bei Sokolnice wie eine Barriere gegen die Kolonnen der Alliierten stellen, die von der Anhöhe Prace hinabschwappten.

Napoleon schätzte die Absichten seines Gegners richtig ein und eröffnete die Schlacht fast wie eine Schachpartie. Dennoch gelang sein Plan nicht zu 100%. General Davouts Korps kam nach dem langen Marsch aus Wien erschöpft und sehr geschwächt am Bestimmungsort an. Es konnte nicht damit gerechnet werden, dass es den geplanten Angriff auf den linken Flügel der Alliierten durchstehen würde. Dennoch erfüllten die Soldaten unter Aufbietung aller Kräfte ihre Aufgabe und erlaubten den russischen und österreichischen Einheiten nicht, durchzubrechen und den Franzosen in den Rücken zu fallen. Entscheidend für die weitere Entwicklung der Schlacht war auch die Entscheidung der Alliierten, den Angriff mehr von Süden her zu führen, als Napoleon gerechnet hatte, was eine Umordnung der alliierten Kolonnen notwendig machte. Diese „Operation“ dauerte länger, als geplant war – die Infanteriekolonnen standen sich gegenseitig im Weg, außerdem wurde ihr Weg noch von der Kavalleriekolonne von Fürst Johann I. Josef gekreuzt. Die Verspätung bewirkte, dass Marschall Soult um die Anhöhe Prace kämpfen musste und Davout gleichzeitig genug Zeit hatte, die Abwehr am Zlatý-Bach zu verstärken und den Vormarsch der Alliierten zwischen Telnice und Sokolnice anzuhalten, wo diese den Hauptangriff geplant hatten.

Das Rasthaus Rohlenka

Im Norden von Jiříkovice stand an der Straße nach Olomouc das Rasthaus Rohlenka. Es ist auch heute noch in Betrieb. Anstelle des ehemaligen Einkehrhauses finden Sie heute aber ein Rasthaus. Während des Ausbaues neuer Objekte Mitte der 90er Jahre wurde hier ein Massengrab gefunden, was darauf hindeutet, dass im Jahr 1805 auch hier ein Feldlazarett lag. Im Nachbarort Ponětovice (südwestlich von Jiříkovice) wurde ein provisorischer Verbandplatz eingerichtet. Unter den Ortsbewohnern wird erzählt, dass der Weg zum Lazarett in Šlapanice von all dem Blut der verletzten Soldaten rot gefärbt war.