Mähren von Napoleon
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14 / Der Kriegsrat in Křenovice


GPS: 49.1427492N, 16.8283147E

14 / Der Kriegsrat in Křenovice

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Die Gemeinde Křenovice wurde während der Schlacht bei Austerlitz zum Zufluchtsort beider Armeen. Zuerst hielten sich die Franzosen hier auf, die später von den Truppen der Alliierten abgelöst wurden. Und eben hier, im ehemaligen Gutshof Spáčil (Haus Nr. 65), fand in der Nacht vor der Schlacht der berühmte Kriegsrat des russisch-österreichischen Stabes statt. Am nächsten Tag wurde die nahe gelegene Anhöhe Staré vinohrady zum Mittelpunkt eines blutigen Kampfplatzes. Genauso wie Křenovice wurde auch Staré vinohrady während der Schlacht einige Male von verschiedenen Truppen besetzt. Vor der Schlacht wurde sie von den Franzosen beherrscht, die sich dann absichtlich zurückzogen und den Hügel den Alliierten überließen. Zuletzt nahmen die Franzosen diese schwer zugängliche Stelle während der Schlacht wieder ein. Von hier beobachtete Napoleon selbst zu Ende der Schlacht der Kampf der beiden kaiserlichen Garden.

Am ersten Dezembertag kamen zahlreiche Generäle nach Křenovice. Am selben Tag bekamen die hiesigen Einwohner den Befehl, ihre Häuser augenblicklich zu verlassen. Alle gehorchten, bis auf einen gewissen Jakub Fuksa, der sich im Keller versteckte und dort bis zum Ende der Schlacht blieb. Als der Beschuss aufhörte, kam er hinaus und traute seinen Augen nicht. Er sah die Russen nach Austerlitz und Vážany fliehen. Sie hatten nicht einmal Zeit, ihre Tornister (militärische Rucksäcke) abzuholen, die sie vor der Schlacht in Křenovice abgelegt hatten. Die Einwohner von Křenovice dachten aber daran. Die russischen „Ledertaschen“ waren noch lange nach der Schlacht ein beliebter Teil ihrer Ausstattung.

Kutusow war nicht begeistert von Weyrothers Plan

Der Kampfplan der alliierten Armee wurde vom österreichischen General Franz von Weyrother ausgearbeitet. Das russische Kommando hatte ihn als Verbindungsgeneral erbeten[23], da er die Landschaft um Slavkov herum sehr gut kannte. Weyrother hatte beide Herrscher bereits am 28. November, als sie sich in Vyškov aufhielten, mit den ausgearbeiteten Dispositionen bekannt gemacht. Jetzt musste er den Plan noch jenen dolmetschen, die die alliierten Soldaten anführen würden. Ab 8 Uhr abends begann sich der Raum mit Offizieren zu füllen. Weyrother breitete eine sehr detaillierte Karte des Kampfplatzes auf dem Tisch aus. Danach begann er, mit triumphierendem Gesichtsausdruck seinen Plan darzulegen. Nachdem er ihn vorgelesen hatte, überblickte er die übrigen Offiziere und Generäle mit dem Blick eines Lehrers, der seine Darlegungen für die Schüler beendet hat. Einer der Generäle verzeichnete sogar in seinen Notizen, dass er sich damals an seine Schuljahre zurückerinnerte: „Er las mit einer Lautstärke und Selbstzufriedenheit vor, die seine vollkommene Überzeugung von seiner eigenen Wertschätzung und unserer Unfähigkeit bezeugte. Er verhielt sich wie ein Professor, der seinen Studenten eine Lektion erteilt. Kutusow, der schon bei unserer Ankunft eingenickt war, schnarchte bei unserem Abgang lautstark.“ Als Kutusow aus seinem Nickerchen erwachte, sagte er: „Ich sehe keine bessere Möglichkeit, als die entscheidende Schlacht mit dem Feind so lange wie möglich hinauszuschieben. Wir haben nämlich keine Nachrichten über die Armee von Erzherzog Karl und die Position auf der Anhöhe ist für uns vorteilhaft.“ Trotzdem wurden die Dispositionen letztendlich angenommen. Ihre Übersetzung aus dem Deutschen ins Russische dauerte aber sehr lange, weshalb die meisten Generäle ihre Anweisungen erst um 6 Uhr morgens von Kurieren bekamen. Die Befehlshaber der Divisionen hatten es sogar noch schlechter – ihre Anweisungen bekamen sie erst um 9 Uhr. Manche Offiziere bekamen sogar überhaupt nichts und mussten sich nur auf ihr militärisches Können verlassen.

Schwachstellen des Kampfplanes

Die Schlacht zeigte sehr bald die Schwachstellen des Planes der Alliierten auf. General Kutusow, der Oberbefehlshaber der russischen Armee, hatte von Anfang an Zweifel an der gewählten Strategie gezeigt, wurde aber nicht angehört. Es zeigte sich wieder, dass er keine wirklichen Entscheidungsvollmächte hatte und dass letztendlich andere das Hauptwort hatten, zum Beispiel Weyrother oder der russische Zar Alexander mit seiner Gruppe von Beratern.Im Jahr 2005 wurde auf dem Hauptplatz in Křenovice zu Kutusows Ehren seine Statue aufgestellt. Außerdem befindet sich beim ehemaligen Gutshof Spáčil (Haus Nr. 65), der heute in Privatbesitz der Familie Spáčil ist, eine Gedenktafel, die an den hiesigen Kriegsrat erinnert. In der Straßenkurve bei der Konditorei und dem Wirtshaus werden Sie sicherlich das ungewöhnliche Geländer entlang der Straße bemerken, das aus typisierten Figuren napoleonischer Soldaten besteht.

Zlatá hora damals und heute

Über Křenovice ragt ein Hügel namens Zlatá hora empor. Auf seinem Gipfel finden Sie ein steinernes Sühnekreuz nach einer Tradition, die schon aus den Zeiten des Großmährischen Reiches stammt. Hier befindet sich auch ein Massengrab, wo Hunderte gefallene Soldaten aus der Dreikaiserschlacht ihre letzte Ruhe gefunden haben. Die Einwohner von Křenovice nennen diesen Gedenkplatz „Na krchůvku“, also „Am Friedhof“.

Alljährlich am Freitag vor der Schlacht findet hier ein abendliches Treffen der Soldaten an Lagerfeuern statt. Es fehlen weder Militärliebhaber in französischen und österreichischen Uniformen noch Heeresköche, Fuhrwerke und Marketenderinnen. Diese Frauen waren als Kantinenfrauen tätig. Jede Marketenderin hatte im Regiment oder im Bataillon ihren „Ehemann“, der ihr Schutz gewährte und dessen Stellung von den anderen Soldaten respektiert wurde. Sie gingen oft mit den Soldaten auf den Kampfplatz, um sich dort nach dem Kampf um die Verletzten zu kümmern. Während der Veranstaltung können Sie sich auch auf Szenen der militärischen Scharmützel freuen. Das Programm wird von einer Prozession uniformierter Soldaten mit Fackeln, die in Richtung Zlatá hora marschieren, abgeschlossen. Falls Sie ein Lampion oder eine Kerze mithaben, können Sie mitgehen. An den Massengräbern wird dann eine Ehrensalve zum Andenken an die Gefallenen, die hier ruhen, abgeschossen. Wenn Sie Lust haben, können Sie danach noch das Spanferkel kosten, das die Heeresköche inzwischen gebraten haben.

Beobachtung des Schlachtgetümmels

Besuchen Sie auch den Hügel Staré vino-hrady, den General Kutusow zu seinem Standort während der Schlacht auserwählte. Auch Sie können den Staré vinohrady heute „erobern“, genauso wie damals die französischen Soldaten. Rechnen Sie aber damit, dass es etwas schwierig wird. Heute liegt der Hügel inmitten von Feldern und ist nicht ganz einfach zu erreichen. Es handelt sich aber sicherlich um die historisch wertvollste Lokalität des Schlachtplatzes. Südöstlich vom Gipfel, auf der Kreuzung der Wege Prace–Křenovice und Blažovice–Zbýšov, steht ein Bildstock. Gemeinsam mit der leicht gewellten Landschaft, die so typisch für Südmähren ist, bildet er das ideale Motiv für eine wunderschöne Fotografie. Noch weiter südlich finden Sie an der Straße das Denkmal der drei Kaiser. Es besteht aus drei Steinsäulen, die von der symbolischen Sonne von Austerlitz gekrönt werden und an die drei Herrscher erinnern. Das Denkmal steht an einer Stelle, an der am 2. Dezember 1805 zu verschiedenen Tageszeiten der russische Zar Alexander I., der österreichische Kaiser Franz und der französische Kaiser Napoleon durchzogen.