Mähren von Napoleon
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8 / Žuráň und die berühmte rote Sonne


GPS: 49.1797747N, 16.7384486E

8 / Žuráň und die berühmte rote Sonne

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Einer der wichtigsten Schauplätze der Dreikaiserschlacht ist ein Hügel, der während der Völkerwanderung teilweise aus Erde und Steinen errichtet wurde und ein stummer Zeuge des Konflikts aus dem Jahr 1805 und auch weiterer bedeutender historischer Begebnisse war – der Hügel Žuráň.

Die Bezeichnung „Žuráň“ klingt im Tschechischen ungewöhnlich, sie stammt nämlich aus dem Deutschen. Das Wort Schurain bedeutet „Anhöhe an der Grenzscheide“. Die Franzosen nennen ihn Kaiserhügel oder auch Napoleons Tisch, denn Napoleon Bonaparte wählte ihn als seinen Standort und leitete von hier aus die erste Phase der Schlacht bei Austerlitz. Die Anhöhe, die sich im rechten Teil des Nordrandes des Schlachtfeldes befindet, gewährte ihm eine gute Aussicht auf einen Großteil des Kampfplatzes, von Santon oberhalb von Tvarožná bis zur Anhöhe bei Prace, die von den Alliierten besetzt war. Er konnte von hier aus auch den Oberlauf des Zlatý-Baches überblicken. Napoleon rechnete damit, dass die Alliierten als erste angreifen, die vorteilhafte Position auf der Anhöhe bei Prace verlassen und in Richtung Süden in das Tal des Zlatý-Baches hinabsteigen würden. Sobald ihre Armeen hinabgestiegen wären, wollte er die Stellung auf der Anhöhe bei Prace im Sturm einnehmen und den Alliierten in den Rücken fallen.

Die Dreikaiserschlacht war von der Sonne überstrahlt und von Blut überströmt

Am Tag der Schlacht ist Napoleon schon frühmorgens auf den Beinen und erteilt den Marschällen die letzten Anweisungen vor der Schlacht. Die vor Kälte erstarrten Soldaten warten auf die Befehle ihrer Kommandanten. Sie vertrauen ihrem Kaiser und hoffen, dass dieser Tag ihren langen Marsch beenden wird und dass sie endlich nach Hause zurückkehren können. Sie halten ihre Waffen krampfhaft fest, die Stille und die Spannung sind fast greifbar. Um halb acht erstrahlt der östliche Horizont und über dem Hügel bei Holubice taucht die rote Sonne aus dem Nebel auf. Alle verfolgen das großartige Schauspiel in andächtigem Schweigen. Sogar Napoleon selbst findet keine Worte. Die Außergewöhnlichkeit dieses Augenblickes machte die Austerlitzer Sonne später zu einer Legende. Ihr Aufgang und Untergang bedeutete den Anfang und das Ende einer blutigen Schlacht. Der Sieg einer Seite, die Niederlage der anderen, der Tod einiger Tausend Soldaten direkt auf dem Schlachtfeld und das Unglück und die Not der einfachen Leute, die unfreiwillige Teilnehmer der Schlacht waren. All dies brachte die Sonne an diesem Tag mit sich, bevor sie am Abend unterging. Für Napoleon war die Sonne auch dadurch vorteilhaft, dass sie den Nebel auflöste und die Anhöhe von Prace mit den alliierten Truppen beleuchtete, die mit dem Abstieg in das Tal in Richtung Telnice und Sokolnice begannen. Seine eigene Armee, nämlich das IV. Korps von Soult, angeführt von zwei Divisionen unter den Generälen Saint-Hilair und Vandamme, blieb allerdings weiter unter dem Deckmantel des Nebels versteckt. Um acht Uhr morgens hob Napoleon langsam seine Hand in die Höhe und gab seinen Truppen mit einer jähen Bewegung ein Zeichen: „Lasst uns diesen Krieg durch einen Donnerschlag beenden!“ rief er. Das, was folgte, erinnert an den Sprung eines Löwen, und so wird es seitdem auch genannt.

Napoleon täuschte vor der Schlacht Zögern und Bedenken vor einem Kampf vor, da er wollte, dass die Alliierten zum fehlerhaften Schluss kommen, dass seine Armee zurückweichen wolle. Er wollte die Alliierten zu einem Angriff auf seinen rechten Flügel provozieren, wodurch sie ihm den Rückzugsweg nach Wien abschneiden würden. Der französische Kaiser plante, dass seine Truppen dasselbe Manöver spiegelverkehrt durchführen und die Anhöhe von Prace einnehmen sollten. Dadurch würden sie die Formation der Alliierten in zwei Teile spalten und getrennt vernichten. Der französische Marschall Davout, der aus der Richtung Rajhrad herannahte, sollte sich ihnen am Zlatý-Bach stellen und sie zwischen seinen Einheiten und den Franzosen, die von der Anhöhe von Prace in das Tal hinein angriffen, einklemmen. Der Kern des alliierten Heeres sollte so in eine Falle geraten, aus der es kein Entrinnen gab.

Beim „Löwensprung“ von Jiříkovice zur Anhöhe von Prace eroberten die Divisionen von Saint-Hilair und Vandamme die besagte Anhöhe innerhalb des Vormittags. Sie kamen so in den Rücken der Hauptkräfte des Feindes, die in das Tal des Zlatý-Baches hinabstiegen, und spalteten die Alliierten dadurch auf. Eben dieses Manöver gilt als der entscheidende Augenblick der gesamten Schlacht, der die Franzosen zum Triumph führte.

Der Abend vor der legendären Schlacht

Kehren wir aber noch weiter in der Zeit zurück, zum Abend vor dem besagten Zusammenstoß. Diesen Abend verbrachte Napoleon angeblich unweit von Žuráň, im Rasthaus Pindulka, wo er seine Lieblingsspeise bestellte – gebratene Kartoffeln mit Zwiebel. Der Name des Rasthauses stammt vom Namen eines einstmaligen Besitzers, des Brünner Stadtbürgers Matěj Pindula. Heute wird das Gebäude vom Straßen- und Verkehrsamt der Region Südmähren genutzt und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Einige Nächte vor der Schlacht übernachtete Napoleon in einem anderen nahen Ort, und zwar im ehemaligen Rasthaus Kandia an der alten Straße nach Olomouc. Vor der Schlacht wollte er nämlich das Gelände, das er sich als Kampfplatz ausersehen hatte, gründlich kennenlernen. Wahrscheinlich schlief er im Haus Nummer 12, was eine eingeritzte Aufschrift in einem Deckenbalken beweisen sollte. Was Aberglauben und Geschichten über den französischen Herrscher angeht, war das Volk aber sehr erfinderisch und dichtete gerne etwas dazu. Napoleon verbrachte im Jahr 1805 nahezu einen Monat in Mähren. Angeblich hielt er an Dutzenden Stellen und Ortschaften an, aß und übernachtete dort. Er tauchte unvermittelt auf und verschwand auch genauso schnell. Nur – letztendlich gab es so viele seiner vermeintlichen Aufenthalte, dass es für viele weitere Wochen in Mähren reichen würde.

Für die Soldaten wurde nicht gekocht

Es wurde vieles darüber erzählt, wo Napoleon geschlafen und was er wo gegessen hatte. Möchten Sie wissen, was die Soldaten im Felde aßen und tranken? Sobald die Armee die Stammlager verlassen hatte und zum Feldzug aufbrach, bekam der Soldat nur Sold, um sich Lebensmittel kaufen zu können. Im Gegensatz zu den Alliierten reiste mit der französischen Armee kein langer Zug von Bäckereien und Feldküchen, weshalb ihre Märsche auch unvergleichlich schneller waren. Rationen von zugeteilten Lebensmitteln bekamen die Soldaten nur ausnahmsweise, was in der Regel mit dem letzten Abendessen im gemeinsamen Lager endete. Auf fremdem Gebiet erwarben die Soldaten Lebensmittel durch Beschlagnahmungen von den Einwohnern.

Während die anderen Armeen oft chaotisch plünderten und das, was sie erbeutet hatten, verschwendeten, hatte Napoleon ein durchdachtes und gut funktionierendes Versorgungssysem (System zur Beschlagnahmung von Vorräten). Dieses war die Aufgabe von Versorgungskommissaren, die praktisch mit dem eigenen Leben für die Disziplin der Soldaten hafteten und die beschlagnahmten Vorräte weiter aufteilten.

Es ist allerdings wahr, dass die Franzosen nur vor der Schlacht so kurz gehalten wurden. Danach gönnten die Befehlshaber ihren Soldaten schon größere Freiheiten und von Disziplin konnte oft nicht mehr die Rede sein, was auf die Kosten der Ortsbewohner ging.

Das Denkmal der Schlacht bei Austerlitz auf dem Žuráň

Falls Sie die Atmosphäre dieses berühmten Ereignisses besser nachvollziehen möchten, sollten Sie am besten selbst auf den Žuráň aufbrechen. Neben zwei Ahornen ist auf seinem Gipfel auch ein Granitblock mit einer plastischen Karte des Schlachtfeldes zu finden, welcher Ihnen die Bewegungen der Einheiten näher bringt. Sie können dort auch einen Teil von Napoleons berühmter Rede nach der Schlacht lesen:

Soldaten! Mein Volk wird Euch
mit Freude wiedersehen,
und es wird genügen zu sagen:
Ich war bei der Schlacht von Austerlitz,
damit man antwortet:
siehe da, ein tapferer Mann.

Napoleon

Der Hügel Žuráň ist schon von weitem zu sehen. Aus Šlapanice führt hierher ein gelb markierter Wanderweg, dem Sie auch bis auf den Hügel Santon folgen können.