Santon wird von den Französen belagert
Die strategische Position lockte aber nicht nur unsere Urahnen, sondern auch Personen, die uns zeitlich viel näher liegen. Napoleon Bonaparte entschied vor der Dreikaiserschlacht am 2. Dezember 1805, dass der Hügel Santon der äußere Widerstandspunkt des französischen linken Flügels sein sollte. Für die Verteidigung des Hügels wählte er das 17. leichte Infanterieregiment von General Claparéde aus. Dieser Mann befestigte die Anhöhe gewissenhaft mit drei Reihen von Schützengräben und sicherte sie mit 18 schweren Kanonen ab. Die Aufgabe war sicher nicht leicht, Napoleon selbst gab den Verteidigern von Santon einen direkten Befehl, den Hügel ohne Rücksicht auf Verluste und notfalls bis zum letzten Mann zu verteidigen. Die Franzosen führten den Befehl ihres Führers aus und der hiesige Boden trank das Blut unzähliger Opfer auf beiden Seiten.
Am Tag der Schlacht standen rechts von den Einheiten von General Claparéde zwei weitere Infanteriedivisionen des V. Korps unter Marschall Lannes und die Kavallerie von Marschall Murat. Im Nordwesten sahen sie in der Ferne bei der Post in Pozořice die russischen Einheiten von General Bagration, die ihnen entgegenkamen. Sie hatten schon die Post in Pozořice hinter sich gelassen, überschritten den Bach bei Pozořice und sollten in Kürze mit einem Teil des Korps von Lannes und der französischen Kavallerie zusammenstoßen. Die Russen versuchten, den Santon von rechts zu umgehen und wurden von der französischen Batterie, die in Gräben im Hang lag, mit einem mächtigen Beschuss begrüßt. Den Russen gelang es, vorübergehend einen Teil der Gemeinde Tvarožná zu besetzen, zuletzt mussten sie aber vor dem französischen Artilleriebeschuss und vor dem Gegenangriff des 17. leichten Infanterieregiments und der Einheiten von Marschall Lannes zurückweichen. Nach zwei Uhr nachmittags trat Bagration den Rückzug nach Rousínov an.
Der Tod von General Valhubert
Gerade hier wurde während des Kampfes mit den russischen Soldaten der französische General Roger-Valhubert getötet. An die bewegte Geschichte dieser Stelle erinnern uns heute eine Gedenktafel auf dem Hauptplatz der Gemeinde und das Denkmal von General Valhubert an der Straße gegenüber vom Santon. Schon von Weitem ist auf dem Hügel eine Marienkapelle zu sehen, die hier im Jahr 1832 erneut erbaut wurde – Napoleons Soldaten hatten sie nämlich vor der Dreikaiserschlacht niedergerissen und das Material beim Bau der Geschützstellungen für ihre Kanonen benutzt. Dazu wird unter den hiesigen Bewohnern eine Sage über die kleine Statue der Jungfrau Maria erzählt. Beim Abriss der Kapelle hatten die Soldaten versucht, die Statue zu verbrennen, aber die Ortsbewohner fanden sie nach der Schlacht auf der Brandstätte, wie durch ein Wunder unversehrt. Vor dem Gemeindeamt in Tvarožná ist eine naturgetreue Replik einer Kanone aus der Zeit der Schlacht bei Austerlitz zu sehen. Im Inneren des Gebäudes sind während der Amtsstunden auch ein kleines Museum und ein Diorama der Schlacht zu besichtigen.
Der Ort Tvarožná ist in der Öffentlichkeit vor allem durch die alljährliche Nachstellung der Schlacht bei Austerlitz und dank weiteren Gedenkveranstaltungen bekannt. Schon mehr als 20 Jahre lang treffen sich hier Ende November und Anfang Dezember Militärliebhaber und Hunderte Mitglieder von militärgeschichtlichen Vereinen aus ganz Europa und Übersee, um mit vollkommenen Nachbildungen der Uniformen und Waffen einen konkreten Abschnitt der Schlacht nachzuspielen, obwohl der Ausgang von Anfang an bekannt ist.
Woher stammt der Name „Santon“?
Neben dem Namen Santon können Sie auch die Bezeichnung Napoleonhügel antreffen, die aber heute nur mehr selten verwendet wird. Es heißt aber, dass es eben Napoleons Soldaten waren, die ihn Santon nannten, da er sie an einen gleichnamigen Hügel erinnerte, den sie während der Feldzüge nach Ägypten gesehen hatten. Wahrscheinlicher ist aber die Annahme, dass Santon eine Kurzform des französischen Namens Saint Antoine, also Sankt Antonius, ist. Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Name aus Südfrankreich stammen könnte. Das Wort „Santon“ bezeichnet dort eine Weihnachtskrippe mit Figuren verschiedener Berufe. Der Anblick, der sich Napoleons Soldaten vom Hügel darbot, könnte sie eben an diese Volkskrippen erinnert haben. Falls Ihre Leidenschaft der Geologie gilt, so sollten Sie wissen, dass der Santon ein Ausläufer des Drahaner Berglandes ist und aus dem jüngeren Paläozoikum stammt. Die freiliegende Felsmasse können Sie am Nord- und Westhang des kahlen Gipfels und auch auf dem West- und Südhang des bewaldeten Fußes des Hügels sehen oder auch näher untersuchen. Die Botaniker unter Ihnen werden sicherlich bemerken, dass hier dank der günstigen geologischen und klimatischen Bedingungen vorwiegend eine Steppenflora und andere Arten von trocken- und wärmeliebenden Pflanzen zu finden sind, die oftmals geschützt sind.