Sitz des Generalstabes der Koalitionstruppen
Der russische Oberbefehlshaber Kutusow tauchte schon am 17. November 1805 in Šlapanice auf. Am nächsten Tag reiste er nach Rousínov ab und von dort aus nach Olomouc (zu Deutsch Olmütz), wo sein Korps auf die ebenfalls russischen Truppen von General Buxhöwden treffen sollte. Am 19. November 1805, als die Franzosen bereits das ganze Gebiet südlich von Brünn besetzt hatten, befand sich der Generalstab der alliierten Truppen in Šlapanice. An diesem Tag quartierte sich auch Johann I. Josef, der Oberbefehlshaber der österreichisch-russischen Kavallerie, im hiesigen Pfarrhaus ein. Seine Einheiten schlugen auf den Feldern bei Šlapanice ihr Lager auf. Damals waren die Straßen schon voll von russischen Soldaten, die alle Straßen besetzt hatten, Feuerstellen errichteten und Essen kochten, das sie den Einwohnern beschlagnahmt hatten. „Sie haben mir 2 Schweine gestohlen, die ich gerade schlachten lassen wollte. Sie haben auch alle Hühner, Heu, Stroh und Holz genommen,“ schrieb zum Beispiel František Arnošt Franke, der Pfarrer von Šlapanice, in die Pfarrchronik.
Die Alliierten hielten sich nicht lange in Šlapanice auf, am nächsten Tag zogen sie noch vor dem Morgengrauen weiter und traten den Rückzug in Richtung Vyškov an. Die Ortsbewohner hatten aber keine Zeit, sich zu erholen. Es kam nämlich nur zu einem Wechsel der Armeen. Sobald die ersten französischen Kommandos aufgetaucht waren, verlangten sie sogleich Wein, Geld, Kleidung und Schuhe.
Neue medizinische Methoden
Am Tag des Zusammenstoßes bei Austerlitz lag Šlapanice im Rücken der französischen Armee, was es zu einem idealen Ort für die medizinische Versorgung der Verwundeten und für die Sammlung von Gefangenen machte. Nach der Schlacht wurden in der hiesigen Kirche ungefähr 400 Russen gefangen gehalten. Den Militärärzten standen gleich zwei größere Bauwerke in der Gemeinde zur Verfügung – die Kloster-Scholasterie und das Schloss Blümegen, wo Lazarette und Verbandplätze eingerichtet wurden. Die Geschichte des Schlosses reicht bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, als es im Besitz des damaligen mährischen Landeshauptmannes Heinrich Kajetan von Blümegen war. Heute befindet sich hier das Gebäude des Gymnasiums. Während der Schlacht bei Austerlitz war hier der „Herrscher“ der leitende Chirurg der Kaisergarde, Jean Dominique Larrey, der einige damals revolutionäre Methoden in die Behandlung der Verwundeten einbrachte: beispielsweise die Anforderung einer möglichst schnellen Erstversorgung. Zu diesem Zweck dienten fahrbare Lazarette auf Wägen, so genannte „fliegende Ambulanzen“. Damals bedeutete eine schwere Verwundung auf dem Schlachtfeld oft lange Stunden ohne jegliche Hilfe. Die Verwundeten wurden erst nach dem Abklingen der schwersten Kämpfe verarztet. Manche von ihnen krochen unter unvorstellbaren Schmerzen selbst vom Schlachtplatz weg, um in Sicherheit zu kommen – oft auch mehrere Kilometer. Trotz des großen Mangels an Verbandsmaterial und der schlechten hygienischen Bedingungen retteten die gut durchgeführten Eingriffe von Larrey und seinen Mitarbeitern Dutzende Leben. Verwundete, die nicht transportfähig waren, blieben im Lazarett im Schloss. Am Morgen des 3. Dezember waren es hier 190 Mann.
Die Arbeit eines Chirurgen war in dieser Zeit alles andere als einfach. Zu den häufigsten Eingriffen gehörten Amputationen von Gliedmaßen, die in der Regel auch bei leichteren Verletzungen stattfanden, um Wundbrand aus den verunreinigten Wunden zu verhindern. Eine Lappenamputation dauerte dem erfahrenen Larrey und seinen Kollegen unglaubliche zwei bis vier Minuten. In einer Zeit, in der die Medizin noch keine Allgemeinbetäubung kannte, war die Schnelligkeit unbedingt notwendig. Anästhetische Wirkungen erreichte Larrey durch Unterkühlung der Wunde oder mithilfe von Opiumtinktur. Meist wurde der Patient aber mit Branntwein betrunken. Zufällig wurde Morphium, ein weiteres Mittel zur Schmerzbetäubung, gerade im Jahr 1805 das erste Mal hergestellt. Die damaligen Ärzte kämpften aber vor allem einen verzweifelten und fast immer erfolglosen Kampf gegen Epidemien von Infektionskrankheiten, die sich infolge von unzureichender Hygiene auch unter der Zivilbevölkerung verbreiteten.
Die Heldentaten der Ärzte wurden in Šlapanice nicht vergessen
An der Fassade eines Hauses in der Jiříkovská-Straße, wo die Toten aus dem Schlosslazarett beerdigt wurden, ist ein Bildstock eingebaut, der an die Tausenden von Soldaten erinnert, die ihr Leben auf den Feldern bei Šlapanice lassen mussten. Später wurden die Gebeine der hier beerdigten Soldaten auf dem Friedhof Šlapanice beigesetzt, wo im Jahr 1965 ein Denkmal mit der Initiale „N“ zu Ehren der Gefallenen aufgestellt wurde. Der Chirurg Larrey und die anderen Ärzte bekamen ihr Denkmal im Jahr 2005, es steht an der Kreuzung der Straßen Riegrova und Brněnská.
Das Wahrzeichen der Stadt ist die Kirche Mariä Himmelfahrt, wo nach der Schlacht bei Austerlitz Hunderte russische Soldaten gefangen gehalten wurden. Im Gebäude der ehemaligen Scholasterie befindet sich heute das Museum der Region Brünn.Interessant sind auch die zwei restaurierten Pferdekutschen aus dem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Heute finden im Museum kurzfristige thematische Ausstellungen statt, deren Verarbeitung vor allem die Kinder ansprechen soll.