Der französisch-russische Schusswechsel
Die ersten Schüsse waren in Telnice schon in der Nacht auf den 1. Dezember zu hören, als es zu einem Schusswechsel zwischen den österreichischen Husaren und den französischen Soldaten kam[2]. Nach einer mehrstündigen Pause kam es zwischen zwei und drei Uhr morgens zu weiteren Schüssen. Das österreichische Korps von Untermarschall Kienmayer versuchte, durch die Einheiten von Marschall Legrand zu dringen und die Gemeinde einzunehmen. Die Franzosen verjagten ihre Gegner und konnten dann wiederholt die Versuche von Kienmayers Grenzjägern um eine Wiedereroberung der Ortschaft zurückschlagen. Einigen Teilen dieses Korps gelang es dennoch, die französischen Reihen zu durchbrechen, aber ohne die Unterstützung ihrer Kameraden mussten sich die Österreicher letztendlich mit schweren Verlusten zurückziehen. Dank dem nächtlichen Schusswechsel in Telnice wurde sich Napoleon bewusst, dass die Linie der alliierten Truppen weiter nach Süden reichte, als er erwartet hatte. Ausgehend von dieser Information nahm er die letzten Änderungen seines Planes vor. Er sandte einen Kurier zu Marschall Davout und teilte ihm mit, er solle mit seinem Korps nicht nach Tuřany, sondern nach Sokolnice ziehen. In der letzten Version seiner Befehle rechnete der französische Kaiser mit der Verteidigung der Linie Kobylnice–Telnice. Ihm war klar, dass die französischen Truppen im südlichen Teil des Schlachtfeldes in einer klaren Minderzahl vor den Alliierten stehen würden. Er hoffte aber, den Gegner lang genug in Schach halten zu können und seinen „Löwensprung“ durchzuführen, also die Anhöhe von Prace zu besetzen und den Alliierten in den Rücken zu fallen.
Um sieben Uhr morgens griff auch die russische Kolonne von Generalleutnant Dochturow in die Kämpfe ein. Auf drei Kolonnen der Alliierten warteten schon 1600 französische Soldaten und vier Kanonen[14]. Die Franzosen waren gezwungen, sich aus der Ortschaft zurückzuziehen, formierten sich aber sofort neu beim Zlatý-Bach. Zu Hilfe kam ihnen eine Brigade, die Marschall Davout aus seinem Korps abkommandiert hatte. Nach der Ankunft dieser Verstärkung um halb zehn Uhr stieg die Kampfkraft der Franzosen im Bereich Kobylnice–Telnice auf 12 000 Mann einschließlich 2 500 Dragonern, trotzdem standen sie aber einer dreifachen Überzahl der Alliierten gegenüber[15].
Die verstärkten Franzosen gingen erneut in den Gegenangriff auf die besetzte Ortschaft über. Sie vertrieben die Russen mit einem einzigen Bajonettangriff. Diese hatten aber bestimmt nicht vor, sich mit diesem Zustand abzufinden. Während Generalleutnant Dochturow seine Infanterie zu einem neuen Angriff formierte, bereiteten sich die neuen Besatzer von Telnice schnell auf eine Verteidigung vor und verschanzten sich in den Häusern. Zwischen Sokolnice und Telnice kam es zu dieser Zeit auch zu einem ungewollten Schusswechsel zwischen zwei Einheiten der französischen Armee. Die Soldaten verloren im Nebel und im Rauch aus den Gewehr- und Kanonenschüssen aber die Orientierung und begannen in die eigenen Reihen zu schießen. Dochturow nutzte die Verwirrung und eroberte Telnice zurück. Nach zehn Uhr wurde es in diesem Bereich relativ ruhig. Später zogen sich die Franzosen nach Otmarov zurück und die Russen blieben in Telnice und Sokolnice. Napoleons Soldaten hatten es aber geschafft, den erteilten Befehl zu erfüllen und die zahlenmäßig überlegene Armee der Alliierten stundenlang zu beschäftigen und aufzuhalten.
Eine Erinnerung an das Heldentum der Soldaten
Telnice liegt rund 14 km südöstlich von Brünn entfernt. An das Kriegsleid erinnern heute Bildstöcke in der Ortschaft und ihrer Umgebung. Einer davon befindet sich in der Růžová-Straße und kennzeichnet angeblich ein Massengrab. Ein weiterer steht etwa 100 Meter von der Straße nach Újezd entfernt, am ehemaligen Feldweg an der Lokalität namens Odměrka. Genau hier erklangen die ersten Schüsse der Schlacht von Austerlitz. An diesem Bildstock blieb auch Napoleon selbst zweimal stehen. Das erste Mal am 3. Dezember, als er mit seinen Marschällen den Ort seines Triumphes besichtigte. Das zweite Mal am 15. September 1809, als die französischen Truppen erneut nach Mähren kamen.
In der Gemeinde entstand noch eine Erinnerung an die Heldentaten der Soldaten, und zwar aus der Initiative der Ungarn. Das geschnitzte Holzdenkmal „Kopjafa“ ist nämlich eine Erinnerung an die Gefallenen, die aus dem Gebiet des damaligen Königreichs Ungarn in die österreichische Armee rekrutiert wurden. Die barocke Kirche des Hl. Johannes des Täufers ist das Wahrzeichen der Gemeinde. Ihre Grundmauern stammen schon aus dem 12. Jahrhundert und sie wurde einige Male umgebaut. An den barocken Umbauten im 18. Jahrhundert beteiligte sich der bedeutende mährische Architekt Franz Anton Grimm, der zum Beispiel auch den Umbau des benachbarten Schlosses Sokolnice oder das Schloss Napajedla in der Region Zlín projektiert hatte. F. A. Grimm und auch sein Vater, der Baumeister Moritz Grimm, sind in der Kapuzinergruft in Brünn bestattet.
Die Gemeinde Telnice verlockt auch zu aktiver Erholung, durch die Ortschaft führen nämlich der Brünner Weinradweg und auch andere Radwege. In der Umgebung finden Sie geschützte Naturlokalitäten mit verschiedenen seltenen Pflanzenarten.