Mähren von Napoleon
europäische Geschichte in Greifnähe
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10 / Die Alte Post

Stará pošta 109, 683 01 Kovalovice
(+420) 517 375 985
www.staraposta.cz

GPS: 49.1850897N, 16.8263058E

10 / Die Alte Post

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Bedeutende Städte wurden einst mit Poststrecken verbunden, wo sich in Abständen von zwei Wiener Meilen (etwa 15 Kilometer) Pferdestationen befanden. Da die Kuriere hier ihre Pferde wechseln konnten, war es ihnen möglich das vorgeschriebene Tempo einzuhalten. Eine dieser Stationen befand sich seit dem Jahr 1785 auch an der kaiserlichen Straße zwischen Brünn und Olomouc, unweit von Pozořice und Kovalovice. Später wurde die Post direkt nach Pozořice verlegt und das ursprüngliche Postgebäude bekam den Beinamen „Alte Post“ (auf Tschechisch „Stará pošta“). Vor der Dreikaiserschlacht diente die Alte Post als Standpunkt des französischen Marschalls Murat. Danach wurde sie von Fürst Bagration genutzt, der von hier aus zum Sturm auf den Santon aufbrach. Für Napoleon selbst war die Post ein zentraler Punkt. Mit seinen Marschällen Murat, Soult und Lannes führte er hier nämlich eine der wichtigen Beratungen vor der Schlacht.

Der Streit von Napoleons Marschällen

Noch vor der eigentlichen Beratung sollen Napoleons Untergebene angeblich in Streit geraten sein. Die Marschälle Murat und Soult versuchten nämlich, Marschall Lannes zu überzeugen, dass er, als der Napoleon am nächsten stehende Befehlshaber, zum Rückzug raten sollte. Lannes lehnte anfangs ab, gab aber letztendlich dem Druck beider Marschälle nach und schrieb einen persönlichen Brief an den Kaiser. Bevor er ihn fertig gestellt hatte, kam Napoleon in der Alten Post an. Er las den Brief und fragte: „Marschall Lannes will den Rückzug antreten?“ Marschall Soult antwortete: „Eure Hoheit, das vierte Korps wird seine Kräfte verdoppeln.“ Lannes hatte das Gefühl, dass Soult ihn als Feigling darstellen und vor Napoleon gut dastehen wollte. Im Zorn beschimpfte er Soult einen „Mistkerl“ und fuhr mit den Worten fort, „diese beiden haben mich überredet, Euch den Brief zu schreiben.“ Napoleon schenkte dem heftigen Streit, in dem Lannes Soult beleidigte und ihn zu einem Duell provozierten wollte, keine Beachtung. Letztendlich gab er Marschall Lannes Recht und erteilte der französischen Armee den Befehl, in das Vorfeld Brünns zurückzuweichen.

Fürst, Diplomat und Friedensbote: Johann I. Josef von Liechtenstein

In den Truppen der Alliierten gab es wohl niemanden, der diese Gegend so gut kannte wie der Befehlshaber der vereinten russisch-österreichischen Kavallerie, Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein, dem der ganze Gutshof Pozořice gehörte. Neben Johann I. Josef nahm auch sein Cousin Johann Baptist Josef Moritz an der Schlacht teil, der die zweite gemischte Kavalleriebrigade im Korps von General Buxhöwden befehligte, von dem bekannt war, dass er mit riesigem persönlichem Einsatz kämpfte und auch in den schwersten Kriegssituation nicht der Panik verfiel. In der Dreikaiserschlacht wurde er aber dadurch bekannt, dass er seine Soldaten in nicht unbedingt nüchternem Zustand befehligte. Anders als sein Verwandter operierte Moritz am linken Flügel der Alliierten. Aber auch er konnte ihre Niederlage nicht abwenden. Mit dem Angebot der Kapitulation entsendete der österreichische Kaiser Franz eben Johann I. Josef zu Napoleon in die Post in Pozořice. Die Frage ist, warum der österreichische Kaiser gerade ihn auswählte? Sicher nicht deshalb, weil er als einziger den Weg dorthin kannte. Er war ein hervorragender Diplomat, den auch Napoleon als einen der wenigen österreichischen Generäle respektierte. Napoleon kam erst nach der Schlacht in der Post an. Es war kurz vor dem Morgengrauen, als sich der zufriedene Kaiser auf ein Strohbündel legte und vor Erschöpfung einschlief. Er kontte sich aber nicht lange ausruhen, denn nach einer Weile weckte ihn sein Adjutant mit den Worten: „Fürst von Liechtenstein ist angekommen!“ Napoleon hörte den österreichischen Diplomaten an und akzeptierte seine Kapitulation. „Eure Hoheit hat nichts mehr, was sie noch erobern könnte,“ sagte Liechtenstein. „Die Schlacht ist so vollkommen zu Ende geführt, wie sie es nur sein kann. Das einzige, was Ihr noch zum Ruhm hinzufügen könnt, ist ein Frieden.“

Die Umgebung der Post verbirgt alte Schätze

Unter dem eigentlichen Gebäude der Post befinden sich tiefe Weinkeller. Nach der Schlacht sollen die Franzosen hier lautstark gefeiert haben. Das laute Gelächter und der Gesang wurden manchmal von einem Schuss übertönt – das Ziel waren die Weinfässer. Der Wein floss in Strömen und angeblich badeten die Soldaten sogar darin.

In der Alten Post und ihrer unmittelbaren Umgebung findet man heute noch zahlreiche Erinnerungen an die Schlacht von Austerlitz, in der nicht nur Menschen starben. An das Leid der Pferde, der treuesten Kameraden der Kavalleristen, erinnert die lebensgroße Statue eines Hengstes, der von einer Kugel in den Bauch getroffen wurde. Diese Statue befindet sich auf dem Feld hinter der Post, unweit vom Parkplatz. Die Tausenden toten Pferde haben nach der Schlacht Spuren auf den Feldern hinterlassen – meist findet man Hufeisen oder Teile der Geschirre. Dem Andenken an zwei österreichische Artilleriebatterien, die unter der Führung von Major Wenzel Johann Frierenberger den Rückzug des russischen Korps von General Bagration zu Ende der Schlacht deckten, ist ein Denkmal in der Nähe der Alten Post in Richtung Rousínov gewidmet. Gegenüber dem Gebäude steht eine Kapelle, die eine russische Adelsfamilie im Andenken an ein Familienmitglied erbauen ließ, das in der Schlacht gefallen war.

Wie schmeckt die „Kanonenkugel Santon“?

In der Alten Post, die heute ein stilvolles Restaurant mit Pension ist, können Sie die authentische Atmosphäre der napoleonischen Zeiten spüren. Sie können zum Beispiel im Voraus einen Fremdenführer in der historischen Uniform eines kaiserlichen Grenadiers buchen. An Ort und Stelle können Sie die Pferdeställe besichtigen und das kleine Napoleon-Museum mit seiner neuen, multimedialen Exposition besuchen. Zu sehen sind auch verschiedenste Fundgegenstände, die mit der Schlacht zusammenhängen – Kanonen- und Gewehrkugeln und Bajonette. Die Atmosphäre der damaligen Zeiten können Sie mit allen Sinnen spüren. Auf der Speisekarte finden Sie Delikatessen der böhmischen und mährischen Küche. Sie können auch die Spezialitäten kosten, die sich auch Napoleon schmecken ließ. Zum Beispiel das Hühnchen Marengo, dessen Rezept vom persönlichen Koch des französischen Kaisers stammt, welcher Dunan genannt wurde. Nach der erfolgreichen Schlacht bei Marengo bekam der Koch den Befehl, etwas Außerordentliches zu kochen. Da aber das Lager des Heeres weit von den Dörfern entfernt war, musste Dunan die Zutaten nutzen, die er zur Hand hatte. Aus Krabben, Trüffeln, Oliven, Zwiebel, Weißwein, Petersilie, Brot, Eiern und Hühnchen gelang es ihm aber, etwas nahezu unmögliches zu schaffen. Er zauberte eine hervorragende Delikatesse, die wir in verschiedenen Abwandlungen bis heute essen. Eine weitere Spezialität ist die Kanonenkugel Santon (eine Fleischmischung in Brot), die mit einem hölzernen Löffel serviert wird, welchen Sie dann als Souvenir mitnehmen können. Diese zwei Speisen sind nicht standardmäßig in der Speisekarte angeführt, können aber im Voraus bestellt werden. Wenn wir schon beim Essen sind – wussten Sie, dass die Entstehung von Halbfertig-Suppen ein Verdienst der französischen Chemiker Proust und Parmentier aus napoleonischen Zeiten ist? Sie ließen Fleischbrühe bis zu einer sirupartigen Konsistenz verdampfen und gossen sie in Förmchen, wo sie dann versulzte und getrocknet wurde. Die so entstandenen Würfel wurden in kochendem Wasser aufgelöst und fanden vor Allem in Schiffs- und Armeeküchen Verwendung.

Auf der Alten Post kann jedermann so wie Napoleon übernachten. Sie können auch einen Ausflug zum Naturbad in der nahen Gemeinde Kovalovice unternehmen, sei es zum Faulenzen oder zur aktiven Erholung. Im Ort können Sie auch die historischen Gebäude besichtigen, die zum Gutshof der Liechtensteiner gehörten. Der ehemalige Gutshof, die Festung und das Gefängnis haben aber im Lauf der Jahre ihren Zweck geändert. Nach der Rekonstruktion und Erweiterung dienen sie als Kulturhaus, Gemeindeamt, Bibliothek und als Restaurant.