Mähren von Napoleon
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20 / Soldaten im Mährischen Karst

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20 / Soldaten im Mährischen Karst

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Die erbarmungslose Beschlagnahmung von Nahrungsmitteln vor der Schlacht traf auch die Herrschaftsgüter nördlich von Brünn und im Gebiet des Mährischen Karstes. Beispielsweise auch Boskovice, Borotín, Jevíčko, Letovice, Tišnov, Rájec und Černá Hora bekamen die Anwesenheit von drei Armeen zu spüren, wenn auch nicht so intensiv wie die Ortschaften in unmittelbarer Nähe der Schlacht. Die Herrschaftsgüter mussten nicht nur den Franzosen, sondern auch den Alliierten Tausende Brotlaibe, Hülsenfrüchte, Mehl, Vieh, Heu, Bier, Wein, Fett und andere notwendige Güter liefern.

In den örtlichen Chroniken wurden in diesen schweren Zeiten ungefähr solche Aufzeichnungen gemacht: „Die französischen Kriege haben unser Städtchen ziemlich heimgesucht und die zuvorgehende Verteuerung und Not steigerten das Leiden noch. So gut das Jahr 1803 war, mit so viel Obst, dass sich die Bäume niederbeugten, so schlecht war das folgende Jahr. Im Jahr 1805 herrschte eine große Knappheit und deshalb war alles sehr teuer. Um das Ganze noch zu verschlimmern, fielen die französischen Heere in unser Land ein,“ schreibt Petr Svoboda, der Chronikschreiber von Tišnov.

Das Haus namens „Špitálka“ in Černá Hora

Nach der blutigen Schlacht richteten die Soldaten überall, wo es nur möglich war, Spitäler für die Pflege der Verletzten ein. In Černá Hora wurden die ärztlichen Eingriffe im Haus namens „Špitálka“ durchgeführt, das schon vor langer Zeit zur Behandlung der hiesigen Armen
gedient hatte. Eine detailgetreue Replik des ursprünglichen Bildstockes, der dem Straßenbau weichen musste, finden Sie heute einige Meter von der ursprünglichen Stelle entfernt, und zwar in der Nähe des Kreisverkehres an der Kreuzung der Straßen aus Černá Hora nach Bořitov und aus Brünn nach Svitavy. Das Haus „Špitálka“ dient heute einem anderen Zweck – hier befindet sich ein gleichnamiges Restaurant.

Eine bewundernswerte Brauerei

In der Zeit der Dreikaiserschlacht mussten die hiesigen Einwohner den Soldaten auch Weinfässer und höchstwahrscheinlich auch das Bier abliefern, das Černá Hora bekannt gemacht hat. In der Gemeinde befindet sich nämlich die älteste funktionierende Brauerei in Mähren. Der erste direkte Nachweis ihrer Existenz stammt aus dem Jahr 1530. Falls Sie sich für die Geschichte und die Erzeugung von Bier interessieren, sollten Sie bestimmt an der sechzigminütigen Besichtigung teilnehmen, die natürlich mit einer Verkostung endet. Zu den touristischen Sehenswürdigkeiten der Gemeinde gehören das Schulgebäude vom bekannten tschechischen Architekten Bohuslav Fuchs und das Neurenaissance-Schloss, das aber leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. In der Vergangenheit war das Schloss Schauplatz bedeutender Ereignisse.

Die Bildergalerie im Schloss Rájec ist eine Augenweide

Auch das Herrschaftsgut Rájec (zu Deutsch Raitz) wurde von den napoleonischen Feldzügen empfindlich getroffen. Nach der Schlacht mussten die hiesigen Einwohner zahlreiche Nahrungsmittel in die Brünner Verpflegungslager abliefern, um die hungrigen Soldaten zu ernähren. Einen Zusammenhang mit den napoleonischen Kriegen und Frankreich hat vor allem das hiesige rokoko-klassizistische Schloss. Im Rahmen der Besichtigung können Sie Hunderte Gemälde sehen, hauptsächlich von barocken und romantischen Malern. Das einzigartige Prunkstück des Schlosses ist die Bibliothek mit sechzigtausend Bänden, die die größte Schlossbibliothek in Tschechien ist. Hier findet sich auch die Originalausgabe der Großen französischen Enzyklopädie von den Autoren d’Alambert und Diderot. Begeistern wird Sie auch der Schlosspark im französischen Stil, mit perfekt gemähten Rasenflächen und meisterhaft geformten Sträuchern. Typisch für die Gemeinde Rájec-Jestřebí ist außer den architektonischen Schätzen auch die Verbindung mit dem Adelsgeschlecht Salm-Reifferscheidt-Raitz. Gründer der mährischen Linie des sehr verzweigten Geschlechts Salm war Altgraf Anton Karl Salm-Reifferscheidt, der im Jahr 1763 das Herrschaftsgut Rájec kaufte. Neben den Gütern in Rájec und Blansko besaß er auch das alte Stammdominium in den Ardennen, das seine Nachkommen aber später einbüßten. Damit hatte wieder Napoleon Bonaparte zu tun. Gerade er war es, der diesen Besitz beschlagnahmte. Anton Karl Salm-Reifferscheidt hatte sein ganzes Leben lang in höfischen Diensten gearbeitet. Dank seiner umfassenden Bildung war er Erzieher von Josef II. und sogar Oberkammerdiener von Maria Theresia.

Inmitten von Höhlen und Tropfsteinen

Die Stadt Rájec-Jestřebí wird auch das Nördliche Tor des Mährischen Karstes genannt, der eine der bedeutendsten Karstformationen in Mitteleuropa ist. 
Die hiesige wunderbare Natur lädt zu Spaziergängen und zu Besuchen der unglaublichen Naturgebilde ein. Dies sind zum Beispiel die Sloupsko-šošůvské-Höhlen, die aus mächtigen Gängen und unterirdischen Abgründen bestehen, die Balcarka-Höhle mit reichhaltigem und farbigem Tropfsteinschmuck, die Katharinenhöhle mit ihren einzigartigen Stalagmiten oder die Punkva-Höhle. In der letzteren Höhle können Sie eine Bootsfahrt auf dem unterirdischen Fluss Punkva erleben und den Grund des weltberühmten Abgrundes Macocha, der 138,4 m tief ist, begehen.