Mähren von Napoleon
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1 / Die Dreikaiserschlacht naht

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1 / Die Dreikaiserschlacht naht

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Die Stadt Brünn ist eine Stadt im Herzen Europas, gastfreundlich zu ihren Einwohnern und auch den Touristen. In Brünn ist alles nah beieinander und auch die hiesigen Menschen stehen sich nah. In Brünn leben zehntausende Studenten und es arbeiten hier Menschen aus der ganzen Welt. Auch deshalb ist Brünn eine Stadt des Ideenreichtums, der Kreativität und eines reichen Kulturerbes. Auf den folgenden Seiten werden wir aber in die Geschichte zurückblicken und uns in die Zeit der napoleonischen Feldzüge zurückversetzen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Lebensweise der Menschen, auf das Aussehen des gesamten Gebietes und auch auf dessen weitere Entwicklung hatten.
 

Starke Stadtmauern mit wachsamen Verteidigern und die gefürchtete Festung Špilberk auf einer schroffen Anhöhe über der Stadt, eine der stärksten Festungen der Habsburger Monarchie. So sah Brünn im Jahr 1805 aus, zur Zeit der Dreikaiserschlacht. Die Stadt schien ein idealer Ort zur Abwehr des Feindes zu sein. Trotzdem öffnete sie ihre Tore kampflos für Napoleon, was auch den französischen Kaiser selbst überraschte.

Ein Aufeinandertreffen der Großmächte schien schon seit dem Frühling 1805 unvermeidlich, niemandem fiel damals aber ein, dass das Kriegsgeschehen bis nach Mähren hineinreichen würde. Die riesige französische Armee lag nämlich an den Küsten des Ärmelkanals und war zu einer Invasion nach England bereit. Den Engländern gelang damals aber ein wohldurchdachter diplomatischer Zug, als sie ein Bündnis mit Russland und Österreich schlossen und so die dritte gegenfranzösische Koalition schufen. Die Engländer setzten in den Kriegsoperationen nicht auf Soldaten, sondern auf Geld, mit dem sie ihre Verbündeten bezahlten. Vom Zug der russisch-österreichischen Armeen nach Westen erfuhr Napoleon Mitte August 1805. Und so befahl er seinen Truppen, nicht nach England einzumarschieren, sondern in Richtung Binnenland zu marschieren, dem Feind entgegen. So begann der Krieg der dritten Koalition.

Feldzug durch Österreich bis nach Südmähren


Die französische Armee brach in einem schnellen Marsch nach Osten auf. In acht Wochen legte sie 1000 km zurück. Derselbe Weg würde Sie heute mindestens 13 h hinter dem Lenkrad kosten. Die französischen Soldaten legten 25–30 km Fußmarsch pro Tag zurück, was in dieser Zeit eine sehr außergewöhnliche Geschwindigkeit war. Unterwegs kam es außerdem noch zu Kämpfen mit ihrem Gegner. Bei Ulm besiegten sie den österreichischen General Mack mit seinen 30.000 Soldaten und öffneten sich so den Weg nach Wien. Von hier brach schon schnell der österreichische Kaiser Franz I. auf und überließ die Stadt dem Gegner. Aus Wien rückten die Franzosen zügig in Richtung Brünn vor und die Stadt hatte keine Zeit, sich gründlich zu wehren. Eine Abwehr wäre nach dem Fall Wiens und der Flucht des Kaiserhofes auch nicht möglich gewesen. Informationen verbreiteten sich damals nur langsam und wurden außerdem vom Hörensagen aufgebauscht. Nachrichten aus entfernteren Orten bekamen die Menschen nur aufgrund verschiedener Informationsfetzen und eigener Vermutungen. Einige Bewohner Mährens erwarteten die Franzosen deshalb wie Befreier und erhofften sich zum Beispiel, von den Frondiensten befreit zu werden. Als die Truppen aber voranrückten und Plünderungszüge unternahmen, mussten die Menschen ihre Meinung schnell ändern – die persönliche Begegnung war für die Bewohner meist eine bittere Enttäuschung. Mähren musste den Feind nämlich von Anfang an mit Nahrungsmitteln, Pferdefutter und auch Geld versorgen.

Vor den Franzosen flüchten sowohl der Adel als auch die Soldaten


Als am 17. November die Nachricht kam, dass die ersten französischen Einheiten bei Znaim mährischen Boden betreten hätten, brach Panik aus. Wer vom Adel die Möglichkeit hatte, flüchtete. Der Kaiserweg aus Brünn nach Olmütz erlebte einen solchen Andrang, wie ihn die Autofahrer heute aus den größten Verkehrsstaus kennen. „Damals verließen alle Herrschaften schnell Brünn und ihre Herrschaftsgüter. Der Weg war andauernd überastet, in den Amtsstuben gab es keine Verfahren, alles stand still,“ beschreibt Jan Čupík aus Olešnice in der örtlichen Chronik.

Zum unbeschreiblichen Entsetzen der Brünner verließen am Montag, den 18. November, auch die Wachsoldaten der Burg Špilberk die Stadt. Angst, Beklemmung und Hoffnungslosigkeit breiteten sich aus, die Einwohner waren hilflos ausgeliefert. Den Städtern blieb nichts anderes übrig, als die Stadtmauern selbst zu bewachen.

Die ersten Franzosen aus der Kompanie der berittenen Jäger von Marschall Murat kamen am Dienstag, den 19. November, gemeinsam mit weiteren berittenen Truppen in der Stadt an. Sie drangen durch das Brünner Tor am Ende der heutigen Pekařská-Straße ein und kamen rasch voran. Innerhalb einiger Minuten hatten sie die gesamte Innenstadt besetzt. Neben dem scharfen Hufgetrappel war aber an dem Tag fast nichts zu hören. Der regelmäßige Herzschlag der Hauptstadt Mährens und Schlesiens war stehen geblieben. „Alle Kaffeehäuser und Geschäfte waren geschlossen. Die Stadt war wie ausgestorben. Nur hier und da war ein französischer Soldat zu sehen,“ erinnerte sich der Pfarrer Horký aus Myslibořice an den 19. November 1805 in Brünn zurück.

Napoleons siegreiche Ankunft in Mähren


Am folgenden Tag kündigten die anwesenden Franzosen die feierliche Ankunft Napoleons in der Stadt an. Der französische Kaiser, gewandet in einen braunen Mantel und einen Zweispitz, durch den er sich absichtlich von all seinen Marschällen und Generälen unterschied, tauchte um fünf Uhr nachmittags auf. Nach Aufzeichnungen des Pfarrers Horký wurde er von den Herrschern der Hölle begleitet: „Er war von Mameluken umgeben, die wie Teufel aussahen. Sie hatten nackte Hälse und Genicke, Gesichter mit wildem Bartwuchs, sie waren braungebrannt, hatten einen breiten, mit Dolchen gespickten Gurt um den Körper und an einer Schnur hing ein kurzer, sichelförmiger Säbel.“

Napoleons Ankunft bedeutete für die Bürger vor allem Unannehmlichkeiten und Angst. Sie befürchteten, direkt in den Konflikt hineingezogen zu werden, der sich anbahnte. Als die Franzosen begannen, rund um das Judentor – beim heutigen Hauptbahnhof – eine Befestigung zu bauen, wurde unter den Brünnern gemunkelt, dass die Stadt der letzte Widerstandspunkt der französischen Armee sein sollte.

Napoleon hatte aber andere Pläne betreffend des Schlachtfeldes. Er wollte die Verbündeten in das leicht gewellte Gelände zwischen Brünn und Slavkov (Austerlitz) hinauslocken. Seit dem 21. November ritt er mit seinen Begleitern täglich an diese Stelle hinaus und legte seinen Generälen ans Herz: „Prägt euch dieses Gelände gründlich ein. Das wird das Schlachtfeld. Hier werdet ihr eure Aufgaben erfüllen müssen.“ Nach Brünn kam er immer erst bei Dunkelheit zurück. Schon von weitem wurde er von zwei angezündeten Kerzen in jedem Fenster begrüßt, deren kleine Flammen an die glitzernden Sterne am Nachthimmel erinnerten. Denken Sie etwa, dass Napoleon bei den Brünnern so beliebt war? Nein, von einer Liebe zum französischen Kaiser kann hier ganz bestimmt nicht die Rede sein. Die Menschen machten dies nicht freiwillig. Napoleon selbst hatte diese Festbeleuchtung angeordnet. Auch nachdem die französische Armee näher zum Schlachtplatz gezogen war, war die Stadt noch lange nicht von den Kriegsplagen befreit.