Mähren von Napoleon
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4 / Der Obelisk im Denis-Park


GPS: 49.1908694N, 16.6056633E

4 / Der Obelisk im Denis-Park

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Der mährische Statthalter Graf Mitrovsky hatte sich im Jahre 1814 um die Gründung des städtischen Denis-Parks verdient gemacht. Aus Dankbarkeit für das Ende des Krieges wurde hier im Jahr 1818 feierlich ein Obelisk aufgestellt. Er hat die Form einer vierseitigen Pyramide und jede Ecke wird von vier vergoldeten Löwen bewacht. Bei seiner Enthüllung erinnerte sich an die Höhepunkte der Schlacht bei Austerlitz sicherlich auch ihr direkter Teilnehmer Johann I. Josef, der Herzog von Opava und Fürst von Krnov, der bei Austerlitz die österreichisch-russische Kavallerie befehligt hatte. Er ließ sicherlich auch sein Treffen mit Napoleon auf der Alten Post Revue passieren. Nach der Niederlage der Alliierten war es er, den der österreichische Kaiser Franz I. zu Napoleon entsandte, um ihm die Kapitulation anzubieten.

Zu Ehren von Kaiser Franz I. wurde der Park zuerst Františkov (Franzensberg) genannt, im Volksmund war es der „Franzl“. Später wurde er nach dem französischen Historiker Ernest Denis benannt, der sich um die Popularisierung der tschechischen Geschichte verdient gemacht und sogar eine tschechische Bibliothek in Paris gegründet hatte. Ende Mai, Anfang Juni finden in diesem Park alljährlich die ersten Feuerwerksvorführungen des Wettbewerbs Ignis Brunensis statt.

Die Soldaten besetzten alles


Während der napoleonischen Feldzüge erlebten Brünn und seine Bewohner schwere Zeiten. Nach der Besetzung Brünns wollten die französischen Marschälle und Generäle ihre wohlverdiente Ruhe genießen und besetzten die prächtigsten Adelspaläste. Die Soldaten wurden in einfachen Häusern der Stadtbürger und in den Klöstern untergebracht. Hier konnte aber keine Rede von großem Komfort sein, denn in einem Haus wohnten 20 bis 25 Soldaten. Noch schlechter erging es aber den ursprünglichen Hauseigentümern. Sie schliefen oft auf den Bänken oder sogar auf dem Boden, weil nirgends Platz war. Außerdem passierte es häufig, dass die Brünner, die im Erdgeschoß wohnten, ihre Wohnungen als Pferdeställe zur Verfügung stellen mussten. Und das war noch lange nicht alles. Die Bürger, die die ungebetenen Gäste untergebracht hatten, mussten sie auch verpflegen. Noch dazu musste auch die Stadt selbst sehr belastende Requisitionen erfüllen. Diese Art der Lebensmittelbeschaffung auf fremdem Gebiet war damals üblich. Die Soldaten forderten von den Vertretern der Städte und Ortschaften,
ihnen eine genau festgelegte Menge von Vorräten abzuliefern. Die Kosten der abgelieferten Waren sollte die Regierung jenes Landes bezahlen, das den Krieg verloren hatte. Die Zeiten waren aber schwer und für die Bewohner Mährens war es nicht einfach, diese Forderungen zu erfüllen. Deshalb war es üblich, mit Gewalt alles Erreichbare zu beschlagnahmen. Es muss aber gesagt werden, dass dies oft unter der eifrigen Mithilfe der örtlichen Bewohner geschah. Einige halfen den Soldaten nämlich allzu gerne bei der Suche nach versteckten Vorräten.

Brünn voller Gefangener und Verletzter


Wie Sie bereits wissen, begannen die Franzosen in den Nachmittagsstunden der Schlacht die ersten Verletzten und auch Gefangene nach Brünn zu bringen. Letztendlich waren es Tausende. Einige Soldaten hatten Risswunden, anderen fehlten Gliedmaßen oder Augen. Viele hatten Kopfwunden und schwere Schussverletzungen. „Wir waren so ergriffen, dass wir wie kleine Kinder weinten,“ schreibt der Pfarrer Horký. Gleichzeitig mit den Verletzten musste die Stadt einen weiteren Schicksalsschlag durchstehen – eine sich schnell ausbreitende Typhusepidemie, die die Menschen zu Dutzenden niedermähte und erst mit den ersten Frösten rund um Weihnachten ein Ende fand.
Der letzte Wermutstropfen für das mährisch-schlesische Land waren die Kriegsentschädigungen, die das geschlagene Österreich an das siegreiche Frankreich zahlen musste. Auch Brünn musste für einen bedeutenden Teil dieser Zahlungen aufkommen. Die Menschen begannen zu verzweifeln: „Keine Stadt hat in diesem Krieg so sehr gelitten wie Brünn.“ Das Schlimmste hatte die mährische Metropole am 12. Januar hinter sich – dies war der Tag, an dem der letzte französische Soldat die Stadt verließ.

Wo ist die schönste Aussicht auf Brünn?


Der bereits erwähnte Obelisk im Denis-Park erinnert an alle diese Strapazen. Das Denkmal wurde einmal von einem Blitz getroffen. Während eines Gewitters im Mai 1887 schlug ein Blitz in die Spitze der Pyramide ein, glitt an der Westseite des Obelisken hinab und spaltete einige Steinquader. Diese wurden dann von Steinmetzen ausgetauscht, bis heute sind aber geringfügige Risse auf der Oberfläche zu sehen. Außer dem Gedenken an die vergangenen Ereignisse dient der Park auch zur Unterhaltung und Erholung. Das Schönste ist aber, dass hier eine der romantischsten Aussichten auf Brünn zu finden ist. Sie können zum Beispiel die Burg Špilberk oder den Mendel-Platz („Mendlovo náměstí“) mit dem Altbrünner Kloster und der Basilika der Himmelfahrt Mariä sehen. Der Platz wurde nach dem berühmten Wissenschaftler Johann Gregor Mendel benannt. Dieser Abt des hiesigen Augustinerklosters wurde durch seine Entdeckung der Grundregeln der Vererbung berühmt und gilt als der Begründerder der Genetik. Leider konnte er seinen Ruhm und seine Anerkennung nicht mehr erleben. Seine Versuche mit Kreuzungen von Habichtskraut hielt er nämlich für unrichtig, weshalb er von den Experimenten abließ. Sein Werk wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts von ausländischen Wissenschaftlern gewürdigt. Auch Mendels Beitrag zur Meteorologie und zur Bienenzucht ist nicht unerheblich. Wegen seiner Liebe zur Imkerei ließ er sogar auf eigene Kosten die bis dahin kahlen Südwesthänge von Špilberk bepflanzen, damit die Bienen etwas zu bestäuben hatten. Eine weitere der Brünner Sehenswürdigkeiten liegt in der Nähe des Denis-Parks und ist sicherlich allen Tschechen bekannt. Zumindest haben sie sie beim Zahlen gesehen: die Kathedrale der Heiligen Peter und Paul, genannt Petrov, ist nämlich auf der Zehnkronenmünze abgebildet. Dieses Wahrzeichen der Stadt ist sicherlich einen Besuch wert. Ihre 84 Meter hohen Kirchtürme wurden vom Architekten August Kirstein entworfen. Obwohl die Kathedrale im gotischen Stil erbaut ist, sind beide Türme neugotisch. Das Innere ist vorwiegend im barocken Stil gehalten.