Mähren von Napoleon
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28 / Der erste Tag der Schlacht von Znaim


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28 / Der erste Tag der Schlacht von Znaim

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Dobšice ist ein Weinbauort, der heute schon fast in Znaim aufgeht. Der Weinbau wird hier schon jahrhundertelang betrieben. In den Kellergässchen können sie sich gut unterhalten und die unverfälschte, offene Gastfreundschaft von Südmähren erleben. Der weniger schöne Teil der Ortsgeschichte hängt mit der Schlacht im Jahr 1809 zusammen, als ganz Dobšice fast einem Brand zum Opfer gefallen wäre.

Das Täuschungsmanöver, durch welches der österreichische Fürst Rosenberg den Feind von der Hauptrichtung des Rückzuges weglocken wollte, misslang. Die Franzosen wussten schon, dass die österreichische kaiserlich-königliche Armee in Richtung Znaim zog.

Als der Erzherzog am 9. Juli Nachricht von der Gefahr bekam, die ihm von Marmonts Korps drohte, ließ er sofort den Marsch nach Znaim anordnen. Der Train, wie die Versorgungseinheit genannt wurde, und ein erheblicher Teil der österreichischen zurückweichenden Korps kamen am 10. Juli[11] um drei Uhr morgens in Znaim an. Die Hauptkräfte des 4. französischen Korps unter Marschall Masséna waren mehr als einen Tag Eilmarsch entfernt. Ein viel größeres Risiko bedeuteten die drei Infanteriedivisionen, die leichte Kavallerie und 30 Kanonen des 11. Korps von Marmont, der von Dyjákovice herannahte und nur mehr einige Stunden von Znaim entfernt war. Die Österreicher waren noch lange nicht vollständig. Einige Teile der Korps zogen durch die Ortschaften bei Znaim, die Nachhut befand sich sogar noch auf niederösterreichischem Gebiet.

Wechselnde Erfolge auf beiden Seiten

Marmont plant, am linken Thayaufer bis zur Brücke in Oblekovice am südöstlichen Rand von Znaim vorzudringen und die zurückweichenden Truppen aufzuspalten. Erzherzog Karl möchte das natürlich verhindern und formt eine Abwehr aus fünf Kavalleriebrigaden und zwölf Kavallerieregimenten. Ihre Aufgabe ist es, einen breiten Abwehrbogen zu bilden, der Marmont an der Besetzung des Gebietes südlich von Znaim hindern soll, und zwar so lange, bis das letzte kaiserlich-königliche Korps durchgezogen ist. In den Nachmittagsstunden geht Marmonts zehntausendköpfiges Korps aus dem Marsch gleich in den Angriff auf Dobšice und die Ortschaften in der Umgebung über.
So beginnt die zweitägige Schlacht bei Znaim.

Am ersten Tag wüten die Kämpfe vor allem bei Dobšice. Oberhalb der Ortschaft sind zwanzig französische Kanonen positioniert und überall sind nur Lärm und Einschläge zu hören, wie die Kanonenkugeln auf die Hausdächer niederfallen. Kein Wunder, dass der Ort kurz darauf in Brand gerät. An diesem Tag wird Dobšice einige Male abwechselnd in die Hände der gegnerischen Armeen fallen. Erst gegen Abend hin ist Marmont gänzlich überzeugt, dass ihm tatsächlich die gesamte kaiserlich-königliche Armee gegenübersteht, und schätzt sie auf 40 000 Mann. Dabei unterschätzt er die Zahl noch – historische Quellen führen meist an, dass es rund 60 000 Mann waren. Marmonts 10 000 Soldaten sind gegen die Überzahl chancenlos. Deshalb sendet er Kuriere mit einer Bitte um Verstärkung aus – zum einen in die Richtung, wo er das Korps von Masséna vermutet, und zum anderen auch zu Napoleon, der nach der Schlacht bei Wagram in seinem Sitz in Wolkersdorf bei Wien verweilt und auf Nachrichten über den Rückzug des Feindes wartet. Einen Erfolg kann Marmont aber an diesem Tag noch verzeichnen. In den Abendstunden unternimmt das französische 81. Linienregiment einen wilden Angriff auf Dobšice und verjagt die österreichischen Grenadiere buchstäblich von hier. Přímětice, Kuchařovice und Suchohrdly sind immer noch von den Österreichern besetzt. Erzherzog Karl weiß, dass ein massenhafter Rückzug nach Moravské Budějovice an diesem Abend nicht mehr in Frage kommt, auch wegen der Langsamkeit des Versorgungstrains, und entsendet den Kommandanten des 1. Korps Bellard zu Marmont nach Dobšice, um einen Waffenstillstand anzubieten. Marmont hat aber schon Nachricht über die baldige Ankunft von Masséne bekommen und lehnt resolut ab. 

Die Dunkelheit bringt eine vorübergehende Waffenruhe

Erzherzog Karl quartiert sich in der Gemeinde Olbramkostel ein und gibt die Befehle für die Aufstellung der Truppen am nächsten Tag heraus. Unter zeitweiligen Verwirrungen finden die Manöver noch in der Nacht des 10. Juli statt. Am nächsten Tag können sich die Österreicher auf zahlreichere Truppen des Gegners gefasst machen. Napoleon hat schon am Morgen des 10. Juli alle freien Kräfte in Bewegung gesetzt. Um zehn Uhr abends hält sich der französische Kaiser mit seiner Garde, zwei Kürassierdivisionen und dem 2. Korps von Marschall Oudinot in der Nähe von Laa auf. Oudinot hat mit seinen Grenadieren auch schon an der Schlacht von Austerlitz teilgenommen. Und noch ein alter Bekannter aus Austerlitz marschiert von Mikulov nach Znaim heran – Marschall Davout mit seinem 3. Korps. Auch andere Einheiten nahen. Der erste Tag der Schlacht geht seinem Ende zu. Der wichtigste Platz, an dem um den Zugang in das Gebiet unterhalb von Znaim gekämpft wurde, war eben Dobšice.

Auch Weinkeller können erobert werden

Auch heute noch können Sie hier Schießpulver in der Luft riechen. Die Ereignisse der Schlacht leben in Dobšice nämlich alljährlich im Juni erneut auf. Teil der Gedenkveranstaltung ist auch eine detailgetreue Rekonstruktion der historischen Geschehnisse mit Kanonen und Soldaten in zeitgenössischen Uniformen. Auch Sie selbst können „erobern“ – nämlich die Weinkeller von Dobšice. Teil des Festes sind auch Verkostungen und ein musikalisches Begleitprogramm. Zum Wein können Sie aber auch jederzeit sonst aufbrechen. Dobšice hat drei Kellergassen mit zahlreichen Weinkellern zu bieten, die sich durch hochwertigen Wein und eine schöne Innenausstattung rühmen können – es ist eine Freude, hier zu sitzen und verschiedene Proben zu kosten. Im Gemeindekeller können Sie auch Fotografien der Schlachtrekonstruktionen bewundern.

Das napoleonische Denkmal in der Ortschaft, das im Jahr 2002 feierlich enthüllt wurde, erinnert die Menschen für immer an alle Gefallenen aus der Schlacht von Znaim. Vier Jahre später wurde der Öffentlichkeit ein weiteres, kleineres Denkmal vorgestellt, das an der Fundstelle eines Massengrabes mit gefallenen Soldaten liegt. Zu den Sehenswürdigkeiten von Dobšice gehören auch die dreiseitige Barock-Kapelle, die Statuengruppe mit der Pietà an der Straße nach Znaim und die Sühnekreuze.